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Schüler*innen der EF über eine beeindruckende Begegnung mit der Geschichte im ehemaligen Konzentrationslager Esterwegen

Eingestellt von: In: Schuljahr 2021/2022 25 Aug 2022 Kommentare: 0

„Als der Bus vorgefahren ist, war das erste, was man sehen konnte, die rostigen Metallwände, die wie Pfeiler aus dem Boden ragten. Man konnte nicht sehen, was sich dahinter befand und man konnte sich unge- fähr vorstellen, wie es für die Menschen damals gewesen sein könnte. Die Mauern waren zwar längst nicht mehr dieselben, aber der bedrückende Eindruck wurde wieder zum Leben erweckt. […]
Später haben wir dann etwas über einige Schicksale erfahren dürfen. Das konnte den einen oder anderen schon ziemlich mit- nehmen. Aber vielleicht ist es doch eher so gewesen, dass man auf alles, wie durch einen Schleier geschaut hat. […] Es ist auf jeden Fall wichtig, sich zu erinnern, damit sich so etwas nicht wiederholt.“ (Johanna Milskemper)

Es ist Krieg in Europa und auch jungen Menschen stellt sich die Frage, inwieweit autoritäre Regime einander vergleichbar und Frieden, Demokratie sowie Menschlichkeit gefährdet sind. So machten sich die Schüler*innen der Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe des Gymnasium Augustinianum Greven am 27. und 28.04.2022 auf den Weg zu dem ehemaligen Konzentrations- und Strafgefangenlager Esterwegen. Das KZ-Esterwegen war zeitweilig, nach Dachau, das zweitgrößte Lager auf deutschem Boden. Es gehörte zu den Emslandlagern, einem Gesamtkomplex von insgesamt 15 Lagern. In ihnen waren bis 1945 ca. 10.000 KZ-Häftlinge, 66.500 deutsche Straf- und Militärstrafgefangene sowie mehr als 100.000 sowjetische oder französische Kriegsgefangene und italienische Militärinternierte inhaftiert.
Als die Geschichtskurse der gymnasialen Oberstufe am 27. und 28.04.2022 das ehemalige Lager Esterwegen besuchten, zeigten sich die Schüler*innen schwer beeindruckt und betroffen von den geschilderten Geschehnissen. Dann und wann erfolgte ein Moment des Innehaltens und Gedenkens. Die Schüler*innen waren bestürzt von der Brutalität und Grausamkeit der Nazis im Lager.
Nach einer kurzen Einführung zur Geschichte des Lagers erfolgte eine geführte Besichtigung des Lagerkomplexes durch die gedenkstättenpädagogischen Mitarbeiter*innen der Gedenkstätte. Nach der Besichtigung des Lagergeländes arbeiteten die Schüler*innen in der Dauerausstellung zu Opferbiografien, zur Geschichte des Liedes der „Moorsoldaten“ sowie zu einzelnen Täterperspektiven. Es wurde deutlich, dass die Opfer teils aus der unmittelbaren Nähe von Greven kamen, etwa aus Rheine. So auch der KPD-Politiker und Textilarbeiter Bernhard Alfrink, der aufgrund des aktiven Widerstandes gegen die Nazis nach Esterwegen verschleppt wurde.
Die gedenkstättenpädagogische Fahrt wurde von dem Geschichtslehrer Serjoscha Flohr koordiniert. An den beiden Tagen hatten so fast 100 junge Menschen die Möglichkeit, die verbrecherische Geschichte des Nationalsozialismus in der Nähe Grevens – an einem authentischen Ort im Emsland – zu erfahren und sich ebenfalls mit gegenwartsbezogenen Fragen nach Demokratie und Freiheit auseinanderzusetzen.
Insgesamt eine gelungene Fahrt, die zum Nachdenken – auch über das Hier und Jetzt und aktuelle Ereignisse – anregte.

Der Schüler Luca Seelhöfer hielt in einem digitalen Statement treffend fest:
„Es ist schwer, sich aus heutiger
Sicht vorzustellen, was für unmenschliche Taten damals in den Konzentrationslagern geschahen. Gerade deshalb war es ein sehr wichtiger Tag, damit die Verbrechen des Nationalsozialismus niemals in Vergessenheit geraten.
Im Unterricht erscheint die ganze Thematik oft sehr weit entfernt. Durch den Besuch des Ortes lässt sich das Ganze deutlich besser vorstellen und in Erinnerung behalten.“

Eine andere Schülerin schrieb:
„[…] Für mich war dieses Erlebnis einzigartig und besonders. Ich bin zwar mit einem bestimmten Vorwissen dort hingefahren, allerdings habe ich sehr viel Neues gelernt, was mich auch jetzt noch erstaunt und schockiert. Diese Exkursion kam außerdem nicht ohne Emotionen aus. Als einem die Tatsache bewusst geworden ist, dass hier an diesem Ort wirklich Tausende von Menschen gequält und ermordet wurden, wurde man selbst teilweise sehr sentimental und mitfühlend. Insgesamt hat mir diese Besichtigung des KZs viele neue Eindrücke […] verschafft und mir geholfen, die gesamte damalige Zeit mit den vielen verschiedenen KZs besser zu verstehen.[…] (Luna Mesic)