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Eingestellt von: In: Schuljahr 2018/2019 20 Mrz 2019 Kommentare: 0

(geschrieben von Elias Mewe) Rund 60 Schülerinnen und Schüler hatten im Zuge des Erdkundeunterrichts die Gelegenheit, den Grevener Bürgermeister Peter Vennemeyer zu interviewen. Neben typischen Jugendanliegen wurde auch über langfristigere Engagements wie den Umweltschutz debattiert.

Um 10.15 betraten die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Augustinianum Greven den Großen Sitzungssaal des Rathauses. Die zwei Klassen der Jahrgangsstufe 9 hatten sich bereits seit einigen Wochen unter Aufsicht des gemeinsamen Erdkundelehrers Herrn Heinichen auf das Gespräch mit Bürgermeister Vennemeyer vorbereitet. Hierbei halfen vor allem Zeitungsartikel zu den Themen Stadtentwicklung, Infrastruktur und die eigene Schule, doch auch eigene Fragen und Anliegen wurden besprochen.

Der erste Punkt der Tagesordnung war die Stadtentwicklung. Entgegen der Vermutung, dass das Baugebiet Wöste zugebaut sei, berichtete der Bürgermeister in sachlichem Ton, nur die Hälfte der Grundstücke sei tatsächlich bebaut. Darüber hinaus lagen die Prognosen, die pro Wohnort 2,5 Bewohner vorausgesagt hatten, weit unter dem eigentlichen Niveau von Anwohnern. Dadurch sei es zu einer hohen Nachfrage nach Infrastruktur in der Wöste gekommen.

Folglich müsste durch den hohen Zuzug an Einwohnern auch ein Anstieg an Geschäften in der Fußgängerzone der Grevener Innenstadt zu verzeichnen sein. In der Realität hingegen würden längst nicht alle Läden genutzt. Vennemeyer sieht die Ursache für die Leerstände und die Stagnation auf diesem Gebiet auf der einen Seite in den horrenden Kosten für die Mieten in den Läden, die teils denen am Prinzipalmarkt glichen, und auf der anderen Seite in der erdrückenden Online-Konkurrenz von riesigen Anbietern wie Amazon und Alibaba, mit denen Einzelhändler nicht mithalten könnten.

Abgesehen von wirtschaftlichen Aspekten wurde auch die ungleiche Altersstruktur in Greven behandelt. Der demographische „Konflikt zwischen Jugend und Alter“, der sich zum Beispiel darin widerspiegelt, dass ein Drittel aller Grevener im Rentenalter ist, ist dem Bürgermeister durchaus bewusst. Eine Entschärfung der Situation könne er sich in einer gemeinsamen Freizeitgestaltung, oder in gemeinsamen Wohnstrukturen vorstellen.

Auch die das Augustinianum betreffenden Angelegenheiten kamen nicht zu kurz. Herr Vennemeyer sicherte der Schule die finanzielle Unterstützung für die von den Schülern initiierte kreative Umgestaltung der Lindenstraße, die die beiden Schulteile des Gymnasiums trennt, zu. Im gleichen Zuge jedoch verwies er auf die Bedingung, dass Rettungswagen immer noch in der Lage sein müssten, diese Straße zu passieren. Außerdem arbeite die Stadtverwaltung laut Vennemeyer an einer künftigen Renovierung des Schulteils West 1,

die bisher aufgrund eines mangelnden Angebots an Architekten noch nicht erfolgt sei.

Abseits der schulischen Aspekte beschäftigten die heutige Jugend zusätzlich Entwicklungen im technischen Sektor. Auf die Frage nach dem stockenden Glasfaserausbau, entgegnete der Bürgermeister, dass fast ganz Greven einschließlich des Gymnasiums von Glasfasernetzen bedeckt sei. Der Ausbau würde teilweise nur durch die „hochkomplizierten juristischen Verfahren“ verzögert, die nicht nur Zeit, sondern auch eine Menge Aufwand beanspruchten. Nichtsdestotrotz setze die Stadt alles daran, am Ende des Jahres die Weichen für den verbleibenden Ausbau zu stellen.

Die Schülerinnen und Schüler äußerten zudem zwei weitere Fragen im Kontext der Zukunft Grevens. Zuerst wurde erfragt, was Greven denn in Sachen Klimawandel unternehmen würde. Diesbezüglich hob Vennemeyer besonders den Gold-Status Grevens im Europäischen Qualitätsvergleich hervor. Ferner gestand er jedoch auch ein, dass sich ein kompliziertes neues Netzwerk für einen zunehmenden Gebrauch von E-Autos bisher kaum lohne, da es lediglich sieben solcher Fahrzeuge in Greven gäbe. Doch es konnten weitere kleine Erfolge verbucht werden, wie den Umbau des Fuhrparks auf E-Mobilität, sowie eine ausgefeilte Strategie des „Carsharings“, die vorsehen würde, daß ein E-Auto von mehreren Personen genutzt werden könnte.

In Herrn Vennemeyers Aussagen ließe sich hineininterpretieren, dass Greven auf dem Gebiet des Klimawandels und der E-Mobilität eine stetige und kontinuierliche Innovation anstrebt.

Am Ende des Interviews wurde Herrn Vennemeyer die bis dahin wohl persönlichste Frage gestellt. Seine Antwort auf die Frage, was er, könnte er in 100 Jahren Greven nochmals besuchen, an Veränderungen erwarten würde, fiel nach kurzem Überlegen relativ deutlich aus. Der Bürgermeister würde sich eine Abschaffung des Individualverkehrs, sowie eine „Schule für Alle“ wünschen. Bevölkerungstechnisch merkte er an:  „Wir sind nicht weiter als im Mittelalter.“ Daraufhin führte er aus, dass wir in hundert Jahren „eine Menge alter Menschen hier haben (werden).“

Letztendlich ließe sich zusammenfassen, dass die Schülerinnen und Schüler an diesem Tag einerseits die einmalige Chance hatten, einen einstündigen Einblick in die Arbeit des Bürgermeisters und Lokalpolitikers zu bekommen. Andererseits konnten sie sich mit Bitten, Wünschen und Fragen über die Lage, die Herausforderungen und die Chancen Grevens an einen echten Experten wenden. Obwohl diverse Wünsche, zum Beispiel nach einem ortsansässigen Kino oder besseren Busverbindungen wohl noch lange Zukunftsmusik bleiben werden, wurde bei einigen Jugendlichen zweifelsohne das Interesse an einem eigenen politischen Engagement geweckt.